Buddha und Vesakh

Auf den Spuren einer Weltreligion und deren höchstem Feiertag machen wir uns auf nach Asien und werfen einen Blick auf die buddhistische Zeitrechnung und das Vesakh-Fest.
Die buddhistische Zeitrechnung
Die buddhistische Zeitrechnung bzw. der buddhistische Kalender ist Teil des indischen Kalenders, der aus einer Vielzahl Ären und Zyklen besteht. Viele waren nur von kurzer Dauer, doch andere erlangten überregionale Bedeutung und sind auch heute noch in Verwendung – wie die Zeitrechnung der buddhistischen Ära. Hinweise auf diese finden sich erstmals im 3. Jahrhundert v. Chr., doch erst im 12. Jahrhundert breitete sich die buddhistische Ära von Sir Lanka über Myanmar bis nach Thailand aus. Dem Jahr Null im buddhistischen Kalender entspricht das Jahr 544 v. Chr. im gregorianischen Kalender. Die Zeitrechnung des buddhistischen Kalenders beginnt mit dem Todesjahr des Buddha Siddhartha Gautama, dem Begründer des Buddhismus, einer der Weltreligionen zu denen das Christentum, der Islam, der Hinduismus und das Judentum zählen. Buddha war Hindu, er entwickelte mit seinen Erkenntnissen aus dem Hinduismus den Buddhismus.
Wann ist der Jahreswechsel?
Besonders in den südostasiatischen Ländern Myanmar, Thailand und Kambodscha hat sich eine gemeinsame Zeitrechnung durchgesetzt und verbreitet. Doch auch die in anderen Ländern gebräuchlichen Kalender, etwa der gregorianische oder der chinesische Kalender, finden Anwendung.
Beim buddhistischen Kalender handelt es sich um einen Lunisolarkalender, also um einen Kalender, der sich an Sonne und Mond orientiert. Weitere Lunisolarkalender sind etwa der jüdische oder der chinesische Kalender. Der bei uns gebräuchliche gregorianische Kalender ist dagegen ein Solarkalender, der sich an der Sonne ausrichtet.
Zu welchem Zeitpunkt ein neues Jahr beginnt und wie und ob der Jahreswechsel überhaupt gefeiert wird, ist je nach Region unterschiedlich. In Vietnam wird Neujahr am Tag nach dem ersten Neumond im Frühjahr gefeiert, also zum gleichen Zeitpunkt, an dem auch das chinesische Neujahrsfest stattfindet. Wieder andere Länder orientieren sich an der westlichen Zeitrechnung und feiern den Jahresbeginn am 1. Januar, ein Datum, das sich zunehmend durchsetzt. Doch es gibt noch ein weiteres Datum, das in manchen Ländern als Beginn des neuen Jahres gilt: das Vesakh-Fest.
Vesakh – der höchste Feiertag
Vesakh, auch Visak, Vesak oder Wesak, ist der höchste buddhistische Feiertag. Ursprünglich stammt das Fest aus der buddhistischen Tradition des Theravada. Theravada ist neben Mahayana und Vajrayana (im Westen auch als Tibetischer Buddhismus bekannt) eine der drei großen Glaubensrichtungen im Buddhismus und wird heute vor allem in Myanmar, Kambodscha, Laos, Sri Lanka und Thailand praktiziert, weswegen man auch von „südlichem Buddhismus“ spricht. Im buddhistischen Kalender leitet sich der Name vom Monat Visakha ab. Je nach Region und der Nutzung des Lunisolar-, des Sonnenkalenders oder auch des chinesischen Kalenders, wird der Feiertag nicht einheitlich gefeiert, sondern ist beweglich. Auch die Dauer der Festlichkeiten variiert von einem Tag bis zu einer Woche wie in Sri Lanka.
Vesakh wird vor allem in Indien, Thailand, Sri Lanka, Indonesien, China, der Mongolei, Korea, Japan gefeiert. Doch auch in den buddhistischen Gemeinschaften westlicher Staaten gibt es Feiern. Das Fest wird nach dem Mondkalender am ersten Vollmondtag des 6. Mondmonats begangen. Im gregorianischen Kalender entspricht dies dem ersten Vollmondtag zwischen Mai und Juni. Dieser fällt dieses Jahr auf den 26. Mai 2021.
An Vesakh wird der Geburt Buddhas, seiner Erleuchtung (Nirvana) und seinem vollständigen Erlöschen (Parinirvana) gedacht. Alle drei Ereignisse umfassen ungefähr 80 Jahre und sollen an einem einzigen Tag stattgefunden haben – ein Wunder!
Handeln zum Wohle aller
Vesakh ist ein Fest der guten Vorsätze und guten Taten. Wesentlicher Bestandteil ist die Meditation. Das religiöse Leben soll überdacht, Armen gespendet, Bedürftigen geholfen und Tiere aus Gefangenschaft befreit werden, um zu zeigen, dass für das Wohl aller Lebewesen gesorgt wird. Auch Prozessionen sind möglich. In den südostasiatischen Ländern, in denen Theravada weit verbreitet ist, ist Vesakh das wichtigste Fest des Jahres.
1999 erkannten die Vereinten Nationen Vesakh als internationalen buddhistischen Feiertag an und stärkten so die Bedeutung dieses Tages, der im Zeichen des Handelns zum Wohle aller Wesen steht.