Saisonkalender verschaffen Überblick

Die Erdbeeren aus dem Supermarkt sehen verführerisch aus, wunderbar rot und saftig, doch sie schmecken seltsam wässrig und etwas fad. Vielleicht liegt es daran, dass die kleinen roten Früchtchen gerade keine Saison haben und eingeflogen werden?
Saison hat, was gefällt
Nicht nur Obst und Gemüse hat eine Saison. Der Begriff Saison wird vielfältig verwendet, zum Beispiel das Saison-Kug (Saison-Kurzarbeitergeld) oder das Saisonkennzeichen für zeitlich beschränkt genutzte Fahrzeuge. Bei allen Freunden von zwei und mehr Rädern schlägt das Herz während der Motorrad-Saison oder der DTM-Saison höher. Wer in der Karibik oder in Florida unterwegs ist, informiert sich am besten vorab über die Hurrikan-Saison. Die atlantische Hurrikan-Saison dauert übrigens von Juni bis November, die pazifische von Mitte Mai bis Ende September.
Immer schön der Reihe nach
Ein Blick in den Saisonkalender oder Erntekalender ist nicht nur in Bezug auf die eingangs erwähnten Erdbeeren sinnvoll, sondern auch für jedes andere Obst und Gemüse. So lässt sich ganz einfach herausfinden, wann Kohlrabi, Mangold, Kürbis, Brokkoli und Zuckerrüben sowie Exoten wie Süßkartoffel, Feigen und Ingwer bereit für die Ernte sind (und für den langen Weg zu uns).
Geerntet wird zu jeder Jahreszeit. Im Winter trotzt winterhartes Wurzelgemüse wie Pastinake, Topinambur oder Schwarzwurzel der Kälte. Im Frühjahr folgen dann die Klassiker: Rhabarber, Erdbeeren, Bärlauch sind jetzt am besten. Und auch Spargelliebhaber kommen bis zum 24. Juni auf ihre Kosten. Zu Sommerbeginn wird es dann knallgelb: der Raps hat Saison, gefolgt von Kirschen und unzählige Beerensorten, Tomaten, Bohnen, Gurken – und Getreide. Apfel und Birne haben im Herbst zusammen mit Trauben, die hoffentlich einen guten Wein geben, Mais und Nüssen ihre Erntezeit. Pilz-Fans freuen sich in Sachen Pfifferlinge besonders von Juli bis September. Daran schließt sich, hauptsächlich im September und Oktober, die Steinpilze-Saison an. Abgesehen von den Frühkartoffeln, die ab Juni erhältlich sind, ist der Herbst auch die Hochzeit der Kartoffelernte. Nicht umsonst hießen die Herbstferien früher auch Kartoffelferien.
Das englische Wort für Ernte, harvest, ist übrigens über mehrere Ecken mit dem deutschen Wort Herbst verwandt. Auch hier liegen Jahreszeit und Erntezeit nahe beieinander.
Die Schattenseite
Die Schattenseite des Genusses sind die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, der Umgang mit Erntehelfern, die Supermarktketten, die die Preise beim Produzenten immer weiter nach unten drücken und wir Verbraucher, die wir alles gerne jederzeit und möglichst billig haben wollen. Wenn wir erreichen möchten, dass sich die derzeitigen „dreckigen“ Bedingungen hin zu einer fairen und nachhaltigen Ernte und einem ebensolchen Handel entwickeln, ist jeder einzelne gefragt.
Frohe Ernte!
Das Erntedankfest ist Anlass, sich der Bedeutung der Ernte bewusst zu werden und sie wertzuschätzen. In der römisch-katholischen Kirche finden sich Belege, dass das Fest bereits seit dem 3. Jahrhundert existiert.
Das Datum war lange Zeit flexibel bis man sich als festen Termin auf den Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) geeinigt hat. So fällt Erntedank 2019 auf den 6. Oktober.
Und wie sieht es in anderen Kulturen aus? In der griechisch-orthodoxen Kirche findet im August ein Dankgottesdienst für die erste Traubenernte statt. Im Judentum werden zwei Feste gefeiert: Schawout zu Beginn der Ernte und Sukkot, das Laubhüttenfest, zum Ende. In Nordamerika ist Thanksgiving das Fest zur Erinnerung an das erste Erntedankfest der Einwanderer Mitte des 16. Jahrhunderts. Es wird in den USA traditionell am vierten Donnerstag im November gefeiert. Zum japanischen Tag des Dankes für die Arbeit (ehemals Kosten des neuen Reises) opferte der Kaiser den Göttern früher Reis aus der ersten Ernte, heute werden fröhliche Erntedankfeiern an Shinto-Schreinen gefeiert. In Ghana und Nigeria wird mit dem Yams-Fest nach dem Ende der Regenzeit um eine gute Yamswurzel-Ernte gebeten und auf Barbados wird das Ende der Zuckerrohrernte mit Umzügen und Musik gefeiert.
Die Lösung zum Schluss
Übrigens, wer sich beim Kreuzworträtsel fragt, wie die altrömische Göttin der Ernte heißt – ihr Name ist Ops.